Keramische Produkte gehören mit zu den ersten technischen Produkten der Menschheitsgeschichte. Der steinzeitliche Mensch legte Tonklumpen ins Feuer und bearbeitete die feuergehärteten Körper danach formgebend mit Messern aus Feuerstein. Aus Japan sind keramische Töpferwaren bereits aus dem frühen 13. Jahrtausend v. Chr.bekannt. Aus China sind Töpferwaren aus dem 8. Jht. v. Chr. nachgewiesen und im Vorderen Orient blühte die Keramikkultur um 7600 bis 6300 v. Chr. auf. Anlagen gab es damals auch schon, denn die Brennanlage entwickelte sich von der Feuergrube, in der Brennstoff und Brenngut zusammengemengt waren, über vertikale Etagenöfen hin zu horizontalen Öfen mit Schornsteinen, die Brennkammern zur Erzeugung der Flamme und Brenngutöfen für den Brand getrennt hatten.
2013 produzierten in der Bundesrepublik Deutschland ohne Glas noch 223 Betriebe der keramischen Industrie, die technische Keramik, Baukeramik, Dachziegel, Feuerfeststeine, Haushaltswaren und Ziergegenstände, Isolatoren und Sanitärkeramik herstellten.
Das Ausgangsprodukt für keramische Massen, von einigen Spezialitäten einmal abgesehen, sind Mischungen ausgesuchter Tone, die man oft über Wochen in großen Lagern reifen lässt; der Keramiker nennt diese Phase “mauken”. Durch diesen Homogenisierungs- und Lagerungseffekt wird die Masse vergleichmäßigt und zugleich geschmeidiger für die Verarbeitung. Spezialisten stellen heute bereits Mischungen verschiedener Tongesteine für jeden Anwendungszweck her, so stammen etwa dreißig Prozent der Rohstoffe für die berühmte italienische Fliesenherstellung aus dem Westerwald/NRW. Von der Rohmasse über die Fördereinrichtungen, den Formpressen oder Gussanlagen, den Trockenöfen bis zu den Brennöfen und der ordnungsgemäßen Verpackung der Produkte kennen Industriekeramiker/-innen Verfahrenstechnik den gesamten Herstellungsprozess und arbeiten ständig an dessen Verbesserung mit.
Da nicht alle Arbeitsgänge automatisierbar sind, übernehmen sie auch Aufgaben in den Bereichen, in denen noch Handarbeit und Übersicht über den gesamten Prozess gefragt sind. Dies gilt insbesondere dann, wenn grundsätzliche Änderungen am Prozess bei laufender Produktion geplant werden. Besonders in Betrieben deren Produktion nahe an der Grundlagenforschung erfolgt, sind Änderungen der Verfahrenstechnik ständiger Begleiter, wie zum Beispiel in der Luft- und Raumfahrt oder der Medizintechnik bei Implantaten. Die wissenschaftlichen Laborergebnisse und Entwurfsvorschläge der Ingenieure müssen mit dem Praxiswissen des Verfahrenstechnikers zu einem erfolgreichen Innovationsschritt gebündelt werden. Wer gern neue Herausforderungen sucht, der findet hier den richtigen Arbeitsplatz: Tüftler sind gefragt.
Eine rasante Entwicklung hat in den letzten Jahren das “Rapid- Prototyping” genommen, bei dem komplexe Formen schichtweise vom Computer über einen Drucker dreidimensional aufgebaut werden. Die erzielbare Präzision hängt von der Anzahl der Druckpunkte (Pixel) pro Flächeneinheit ab und damit wiederum von den Eigenschaften des vom Drucker zugeführten Materials und seiner Erhärtungsgeschwindigkeit.
Die Herstellung von Urformen aus Kunststoff kann mit Rapid-Prototyping wesentlich schneller und exakter erfolgen. Hier Überschneiden sich Aufgabenstellungen des/der Industriekeramikers/-in Verfahrenstechnik mit denen des Bereiches Modelltechnik. Deshalb erscheint es auch erforderlich die Ausbildung möglichst breit anzulegen und seine persönlichen Stärken zu erkennen, damit man im späteren Berufsleben flexibel einsetzbar ist.
Wenn du dich für die Fachrichtung Industriekeramiker/-in Verfahrenstechnik interessierst, solltest du dir auch die anderen Ausprägungen des Berufsbildes Industriekeramiker/-in anschauen.