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Interview: Zwischen Büro und Fußballplatz – Anja packt beides

weiblicher Fußballclub auf dem Rasen
Fußball und Ausbildung zugleich – wie funktioniert das? – Foto: unsplash.com

Anja Selensky spielt beim Fußball-Bundesligist SC 07 Bad Neuenahr und absolviert gleichzeitig eine Ausbildung zur Bürokauffrau. Im Interview hat sie azubister erzählt, wie sie mit der Doppelbelastung Fußballkarriere und Berufsausbildung umgeht.

Azubi zur Bürokauffrau und Fußballspielerin – Anja packt beides

azubister: Hallo Anja, stell dich dich bitte kurz vor.

Anja: Mein Name ist Anja Selensky, ich bin 19 Jahre alt und spiele im Mittelfeld beim SC 07 Bad Neuenahr. Zur Zeit mache ich zudem eine Ausbildung zur Bürokauffrau im Marienhaus Klinikum in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

azubister: Wie hast du dich über Ausbildungen nach deinem Schulabschluss informiert?

Anja Selenski beim FussballspielenAnja Selensky

© SC 07 Bad Neuenahr – Anja im Einsatz beim SC Bad Neuenahr

Anja: Ich hatte Unterstützung durch den Verein und auch in der Schule konnte ich mich informieren. Einmal im Monat kam eine Beraterin von der Agentur für Arbeit, sie hat uns mit einigen Informationen gefüttert und schickte uns auch noch Ausbildungsstellen zu, die noch frei waren und bei denen wir uns bewerben konnten.

azubister: Warum hast du dich für eine Ausbildung zur Bürokauffrau entschieden?

Anja: Da ich mein Fachabitur in kaufmännischer Fachrichtung abgeschlossen habe, war mir klar, dass meine Ausbildung in diese Richtung gehen sollte. Ich finde es auch sehr Interessant, von daher war es eine leichte Entscheidung. Es macht mir sehr viel Spaß zur Arbeit zu gehen. Besonders der Kontakt zu Kollegen und Patienten gefällt mir.

Teamfähigkeit und Ehrgeiz – Im Verein und Beruf wichtig

azubister: Ist es schwer, Fußballspielen und Ausbildung gleichzeitig zu machen?

Bad Neuenahr Fussballteam KaderbildAnja Selensky

© SC 07 Bad Neuenahr – Anja; “Für den Beruf kann man vom Fussballspielen vor allem Teamfähigkeit lernen”

Anja: Natürlich ist es nicht einfach Ausbildung und Fußball unter einen Hut zu bekommen. Dazu kommt ja noch die Berufsschule. An manchen Tagen ist es schwer, sich nach der Arbeit direkt auf das Fußballspielen zu konzentrieren. Den Hebel kann man nicht immer einfach so umlegen. Die Anfangszeit war etwas stressig, aber man gewöhnt sich nach einer gewissen Zeit daran. Der Fußball ist natürlich eine super Abwechslung zum stressigen Büroalltag. Montags auf die Arbeit zu gehen ist besonders schwer, da das Spiel vom Sonntag noch in den Knochen steckt. Aber da muss man einfach durch, auch wenn es schwer fällt.

azubister: Wie oft musst du zum Training? Unterstützt dich dein Arbeitgeber?

Anja: Ich habe von Dienstag bis Samstag Training und Sonntag ist das Spiel. Meistens haben wir dann nach dem Spiel montags frei. Im Sommer während der Vorbereitung war das so, dass ich für die Testspiel während der Woche 1-2 Stunden früher gehen durfte. Ich durfte mir auch wegen dem Trainingslager im Sommer 2 Tage Urlaub nehmen. Ich werde super von meinem Arbeitgeber unterstützt! Das freut mich sehr, dass wenn ich mal frei brauche oder 1-2 Stunden früher gehen muss, dies dann auch ohne Probleme funktioniert.

azubister: Von einem Nachwuchsspieler bei Borussia Mönchengladbach haben wir erfahren, dass dieser Ausnahmeregelungen für seine Ausbildung hat, damit er Fußball und Arbeit unter einen Hut bekommt. Gibt es das bei dir auch?

Anja: Es gibt keine Ausnahmeregelung. Wenn etwas ansteht bespreche ich das mit dem Chef und dann wird dafür eine Lösung gesucht. Bis jetzt hat das hervorragend funktioniert.

azubister: Hat dich dein Verein bei der Ausbildungsplatzsuche unterstützt?

Anja: Ja der Verein hat mich dabei Unterstützt. Wir haben einen Berater, der uns geholfen hat Kontakte mit den Ausbildungsbetrieben herzustellen oder auch bei der Suche nach freien Ausbildungsstellen. Der Berater hat uns auch beim Bewerbungsschreiben unterstützt, was natürlich sehr hilfreich war.

Stefan Gustav (Handwerkskammer Koblenz): Auch die Handwerkskammer Koblenz und der Olympiastützpunkt Rheinland-Pfalz/Saarland unterstützen seit 2009 die Spielerinnen beratend bei der Berufsorientierung. Mit Unterstützung der Deutschen Sporthilfe werden beispielsweise zweitägige Berufsorientierungsseminare durchgeführt.

azubister: Was kann man vom Fußball für den Beruf lernen?

Anja: Ich persönlich finde, dass man vom Fußball so einiges für den Beruf mitnehmen kann. Man hat ein gewisses Selbstbewusstsein und auch den nötigen Ehrgeiz. Vielleicht auch ein wenig mehr Ausdauer in Sachen Konzentration, da man auf dem Platz ständig hoch konzentriert sein muss. Ich glaube man hat als “Leistungssportler” einfach diese Präsenz. Was ich aber auf jeden Fall vom Fußball gelernt habe, ist Teamfähigkeit, denn diese ist absolut wichtig in einer Mannschaft, weil man ja nicht alleine auf dem Platz steht, sondern noch zehn andere. Dies gilt genauso für den Beruf.