Interview: Die Profis fürs Saubermachen – Gebäudereiniger

Reinigungsflasche in gelb vor türkisem Hindergrund
Die Ausbildung zum Gebäudereiniger – Foto: unsplash.com

Wir sehen sie täglich und würden ohne ihre Arbeit im Dreck ersticken…Gebäudereiniger säubern nicht nur Innenräume oder Außenfassaden von Gebäude, sie kennen sich zudem mit Schädlingsbekämpfung und der Sanierung verschiedenster Oberflächen aus. Die Ausbildung zum Gebäudereiniger ist eine anspruchs- und verantwortungsvolle Aufgabe. azubister hat sich von Azubis und Herrn Ruhkamp, Lehrlingswart der Gebäudereiniger-Innung Köln-Aachen sowie Betriebsleiter der Niederberger Köln GmbH, über das Berufsbild informieren lassen.

azubister: Welche Voraussetzungen sollten Bewerber für den Ausbildungsberuf mitbringen?

Ruhkamp: Die schulischen Voraussetzungen sind schon mindestens ein guterHauptschulabschluss, wünschenswert wäre aber ein Realschulabschluss. Desweiteren ist körperliche Fitness unabdingbar für diesen Beruf. Bewerber sollten frei von Höhenangst sein, da manche Arbeit auch mal in größerer Höhe durchgeführt wird. Ich empfehle jedem angehenden Azubi, sich mit Hilfe eines Praktikums einen ersten Einblick in den Beruf zu verschaffen.

André: Ich habe mich zum Beispiel nach meinem Realschulabschluss als Gebäudereiniger beworben.

azubister: Wie sollten sich Ihrer Meinung nach Azubis zum Vorstellungsgespräch kleiden? André, wie bist du zum Vorstellungsgespräch gegangen?

André: Ich bin zum Vorstellungsgespräch in ordentlicher Kleidung gegangen. Ich hatte keinen Anzug mit Krawatte an, da wäre ich mir etwas overdressed vorgekommen.

Ruhkamp: Bei mir muss ein Bewerber auch nicht mit Anzug und Krawatte erscheinen. Allerdings ist das äußere Erscheinungsbild ganz wichtig, da wir immer zum Kunden hingehen. Wir sind kein produzierendes Gewerbe, sondern Dienstleister. Man sieht uns also überall. Der Bewerber sollte deswegen ein gepflegtes Aussehen haben. Ein Irokesenschnitt und 500 Gramm Metall im Gesicht sind hierbei sicherlich nicht vorteilhaft.

azubister: Können Sie uns kurz etwas zur Ausbildung und den Karriereaussichten in der Branche erzählen?

Ruhkamp: Die Ausbildung zum Gebäudereiniger ist eine ganz normale duale Ausbildung im Handwerk. Diese schließt ab mit der Gesellenprüfung. Darüber hinaus kann man anschließend die Meisterprüfung machen. Die Karriereaussichten in der Branche sind hierbei sehr gut. Besonders im Bereich der Fachkräfte und Führungskräfte haben wir jetzt schon Sorgen, dass wir geeignetes Personal bekommen. Deswegen bilden wir verstärkt aus und ziehen uns hier unserer Nachwuchs heran. Die Chancen für junge Menschen im Gebäudereiniger-Bereich Karriere zu machen, sind recht gut.

Daniel und André: Wir haben uns letztendlich auch für diesen Ausbildungsberuf wegen der hervorragenden Karriereaussichten entschieden. Die Aufstiegschancen im Beruf sind, wie Herr Ruhkamp geschildert hat, gut. Mann kann sogar nach der Ausbildung ein Studium zum Bachelor Reinigungs- und Hygienemanagement anschließen.

azubister: Der Beruf Gebäudereiniger hat ja vielleicht für den Ein oder Anderen einen etwas fahlen Beigeschmack. Das Stichwort “Putzmann” kommt mir hier in den Sinn. Was antwortet ihr auf solche Vorurteile?

Ruhkamp: Das stimmt. Leider ist das Berufsbild mit einem leicht “negativen” Image behaftet. Es wird hier immer nur der Fensterputzer von den Leuten gesehen. Aber es steckt viel mehr in diesem Beruf. Gebäudereiniger lernen, wie verschiedenste Materialen, in unterschiedlichsten Bedingungen gereinigt werden können. Das ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Ein Marmorboden beispielsweise ist ein sehr teures Material. Hier müssen bei der Reinigung Profis dran. Desweiteren sind Gebäudereiniger nicht nur für die Reinigung von Flächen zuständig, sondern betreiben teilweise sogar Sanierung verschiedenster Oberflächen. Dies ist auch im Ausbildungrahmenplan für alle Azubis vorgesehen. Somit unterscheiden wir uns deutlich von einer normalen Putzkraft. Wir sind deswegen auch in der Öffentlichkeit und versuchen die Vielfältig sowie Spezialisierung des Berufs hervorzuheben.

André: Als ich meine Ausbildung begonnen habe, haben meine Freunde auch erst gesagt: “Wirst du jetzt Putzkraft?”. Aber der Beruf ist, wie Herr Ruhrkamp gesagt hat, eben viel mehr. Wenn man das den Leuten erklärt, sind alle immer sehr erstaunt und beeindruckt.

azubister: Wo sind Gebäudereiniger überall tätig?

Ruhkamp: Wir sind beispielsweise in Krankenhäusern, sowohl in Patientenzimmern also auch im OP, tätig. In Hochschulen sind wir für Seminarräume oder Mensen zuständig. Wir arbeiten in Banken oder Versicherungen. Wir arbeiten innen und außen. Man findet uns wirklich überall im kompletten öffentlichen Leben.

André: Zur Zeit arbeiten wir in einer Halle in bis zu 10 Meter Höhe. Hier muss die Decke entstaubt werden. Man sollte deswegen als angehender Azubi schon schwindelfrei sein .

azubister: Wie gefällt euch der Beruf? Was gefällt euch nicht so sehr?

André: Es macht Spaß im Team zu arbeiten. Zudem ist jeder Tag anders und man sieht am Ende des Tages, was man geschafft hat.

Michael und René: Wenn es kühler wird, ist es schon manchmal eine Herausforderung. Aus Zucker sollte man deswegen nicht sein. Wir haben heute Vormittag zum Beispiel, bei Regen und Wind, die Kabinen der Kölner Seilbahn gereinigt. Aber es ist ein sehr aufregender Beruf. Andere Azubis, die im Büro sitzen, arbeiten nicht wie wir in bis zu 60 Meter Höhe. Uns macht die Ausbildung sehr viel Spaß.