Thema Ratgeber

Tipps gegen Prüfungsangst

Prüfungsangst - Stress bei Tests
© StudioEDJO / iStock – Bei Prüfungsangst sollte man sich bewusst machen, was man kann

Die Einen haben es schlimmer, die Anderen weniger: Prüfungsangst oder Lampenfieber. Auch in der Ausbildung werden Prüfungen auf dich zukommen. Dies können ganz einfache Tests in der Berufsschule sein, oder aber die Zwischen- bzw. Abschlussprüfung. azubister hat sich von Dr. med Michael Bohne, Auftrittscoach und Experte für Probespiel-Training, über diese weitverbreitete Angst aufklären und sich Tipps dagegen geben lassen.

Viele leiden unter Lampenfieber

Prüfungsangst ist in der Bevölkerung weit verbreitet. Über 80% der Menschen verspüren schon Unbehagen, wenn diese im Aufmerksamkeitsfokus einer Gruppe stehen. Doch wie entsteht diese Angst überhaupt? Dr. Bohne erklärt: ” Aus meiner Sicht gibt es viele Gründe, die Prüfungsangst wahrscheinlicher machen. z.B. Perfektionismus, Angst vor Blamage oder Angst davor abgelehnt zu werden. Viele Prüflinge leiden auch unter einer Altersregression, d.h. sie fühlen sich kleiner bzw. jünger, als sie in Wahrheit sind. Manche haben allerdings auch wirklich gute Gründe Prüfungsängste zu haben, da sie schlicht zu wenig gut vorbereitet sind.” Die Symptome reichen hierbei dann von einem Bauchgrummeln oder anderen Angstsymptomen bis hin zur schlechten Laune. Kurz vor einer Prüfung kann dies bei einigen zu einem richtigen “übel sein” ausarten. Die beste Möglichkeit dies zu bekämpfen, ist natürlich, dass man sich gut auf die Prüfung vorbereitet. “Auch das Selbstwertgefühl stärken oder eine Stressverminderungstechnik anwenden, kann gut funktionieren. Auch etwas befremdlich wirkende Techniken, wie zum Beispiel Klopftechnik, wirkt in vielen Fällen sehr gut”, erzählt Dr. Bohne.

Sich bewusst machen, was man kann

“Bei Prüfungsangst sollte man sich zudem bewusst machen, dass ich einer bestimmten Situation wohl zuviel Bedeutung gebe,” so Bohne weiter. “Auch kann ich mich einfach mit den Ängsten anderer infiziert haben.” Ein klassisches Beispiel hierfür ist die nervöse Stimmung in einer Schulklasse vor Klassenarbeiten – dies sollte jeder schon einmal mitbekommen haben. Besonders Menschen mit einem geringeren Selbstwertgefühl sind sehr angreifbar für die Gedanken und Ängste anderer. Vor Prüfungen sollte man sich aber bewusst machen, was man selbst kann und weiß. “Auch eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung sowie genügend Schlaf sind gut”, so Bohne. Dies sollte man auch bei anderen Situationen wie zum Beispiel vor einer Präsentation oder einem Vorstellungsgespräch machen – auch vor einem Date mit einem hübschen Jungen oder Mädchen ist das empfehlenswert 🙂

Worstcase-Szenario Blackout in der Prüfung

Trotz guter Vorbereitung kann es passieren: Der Blackout – Alles ist weg. Nichts geht mehr, das Hirn ist leer und alles Gelernte wie weggewischt. Dr. Bohne rät in diesem Fall: “Man sollte sich sofort klar machen, dass es auch ok ist, wenn man nur ein mittelmäßiges oder nicht so gutes Ergebnis erhält.” Doch auch Entspannungsmethoden und andere “Sofortmaßnahmen” können helfen:

  • Verlasse kurz den Raum oder bewege dich (nur bei einer schriftlichen Prüfung möglich)
  • Öffne das Fenster. Frische Luft hilft
  • Hände, Füße schütteln
  • Tief einatmen durch die Nase, ausatmen durch den Mund
  • Lenk dich ab. Z.B. iss oder trink etwas

Bei schriftlichen Prüfungen kannst du einem Blackout auch zuvorkommen, indem du beispielweise Formeln o.ä., die du dir nur schwer merken konntest, sofort auf die Rückseite deines Aufgabenblattes schreibst, wenn du es in den Händen hälst (Vorsicht! Nicht auf ein leeres Blatt schreiben, dies könnte dir als Spicken ausgelegt werden). In einer mündlichen Prüfung ist es wichtig erst einmal Zeit zu gewinnen:

  • Trink einen Schluck Wasser
  • Bitte den Prüfer die Frage zu wiederholen
  • Sage offen, dass du etwas Denkzeit brauchst
  • Bitte den Prüfer die Frage später nochmal zu wiederholen

Keine Medikamente gegen Prüfungsangst nehmen

Mittlerweile gibt es auch Medikamente gegen Prüfungsangst bzw. Nervösität. Allerdings raten wir davon ab. Auch der Experte Dr. Bohne rät unbedingt auf diese zu verzichten: “Ich wage zu bezweifeln ob diese tatsächlich wirken. Als Arzt halte ich nichts von Medikamenten gegen Prüfungsstress. Beta-Blocker können sogar die Ängste chronisch werden lassen. Beta-Blocker sind ein Selbstwerträuber, wenn man realisiert, dass man die Herausforderungen, an denen es ja zu wachsen gilt, nur mit Medikamenten übersteht.” Das wichtigste vor eine Prüfung ist also: werd dir deiner Stärken bewusst. Du bist jetzt in der Ausbildung. Du hast schon viele Prüfungen erfolgreich absolviert und wenn du gut gelernt hast, gibt es wenig zu befürchten. Niemand will dir Böses. Und alleine bist du auch nicht – auch deine Kollegen oder Klassenkameraden leiden zum großen Teil unter Prüfungsangst. azubister wünscht dir für deine nächste Prüfung alles Gute.

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