Hast du schon mal Handwerker gesehen, die scheinbar etwas Großes getragen haben, aber es war nichts zu sehen? Glaser/-innen der Fachrichtung Fenster- und Glasfassadenbau können das gewesen sein, erst wenn die Scheibe spiegelt denkst du: “Aha, Flachglas!”
Große Glasflächen sind heute beherrschende Elemente des modernen Bauens. Auch in Wohnhäusern versucht man immer mehr Licht in die Wohnung zu bekommen. Früher zur Zeit der einfach verglasten Fenster versuchte man die Fensterfläche eher gering zu halten, in den kalten Wintermonaten lebte man in der Wohnküche, die gute Stube wurde nicht geheizt. Ging man in das eiskalte Bett nahm man eine Wärmflasche mit, um sich nicht erst dreißig Minuten warm zittern zu müssen.
Heute sind Fenster zugleich Funktionsbestandteile eines Gebäudes, sie sind durch Mehrfachverglasung wärmeisolierend und schalldämmend. Metallische Beschichtungen schützen im Sommer vor einer Überhitzung der Räume, andere aufgedampfte Metallschichten verwandeln innenliegend Strahlungsenergie in Wärme und heizen Wohnräume schon im Februar bei tiefstehender Sonne auf über 20°C auf. Schaufensterglas wird einbruchsicher und mit Alarm auslösenden Sicherungselementen ausgerüstet. In Banken und Sparkassen kann schusssicheres Panzerglas verbaut werden. Der Fachmann klärt mit seinem Kunden, dem Architekten, ab, für welche Aufgabe das Glas in welchen Flächenmaßen, Formen und Mengen angefertigt werden soll.
Bevor die großen Flachglasscheiben aus den Tafelglasfabriken zerschnitten werden, fertigt der/die Glaser/-in nach Aufmaß oder Planungsunterlagen Werkzeichnungen an. Der Zuschnitt erfolgt maschinell mit Hochleistungslasern. Die Schnittkanten werden facettiert, also durch Schleifen gebrochen und abschließend poliert. Oft müssen die Scheiben noch für Haltevorrichtungen, Griffe und Rahmen konditioniert werden, dafür werden diamant- oder korundbesetzte Verbundmaterialien eingesetzt. Im Fenster- oder Türenbau werden die vorgefertigten Scheiben in Holz-, Kunststoff- oder Metallrahmen eingepasst. Schwerpunkte der Fachrichtung Verglasung und Glasbau sind im Vitrinenbau und in der Gestaltung von Türen mit Glasornamentik zu sehen, hier liegt in gewisser Weise die Differenzierung zur Fachrichtung Fenster- und Glasfassadenbau. Im Aquarienbau oder bei der Anlage von Wintergärten können auch Klebetechniken zum Einsatz kommen, dann muss das Glas zuvor winkelgerecht auf Gehrung geschnitten sein.
Eine besondere Herausforderung stellt in diesem Zusammmenhang die Renovierung von Kirchenfenstern dar. Sie stellen auch Glasmosaiken, Kirchenverglasungen und fantasievolle Lampen im Tiffanystil her oder führen Restaurierungsarbeiten daran aus. Die großen Bilder der Kirchenfenster werden dabei nach Vorgaben oder eigenen Entwürfen aus vielen verschiedenen Glasstücken zusammengesetzt, die zuvor nach Schablonen geschnitten werden.
Auch die Oberflächenbearbeitung von Glas gehört zu den Aufgaben von Glasern/-innen und Glaserinnen der Fachrichtung Verglasung und Glasbau. Verschiedenfarbige Glasstücke verbinden sie durch Zusammenschmelzen (Fusing). Hierbei wird Glas verschiedener Farben und Formen in einem speziellen Brennofen verschmolzen. In Bürogebäuden sieht man oft Türen mit Schriftzügen und Informationen in der Glasfläche: diese können durch Glasmalerei oder Ätzverfahren aufgebracht werden.